Donnerstag, 14. Juli 2005

Wie Professoren E-Mails beantworten

Ich habe einen Professor. Einen, den ich wirklich mag. Er ist nett und freundlich und hilfsbereit. Und manchmal etwas zerstreut. Gestern nun durfte ich erfahren, warum es öfter mal etwas länger dauert, bis ich auf eine E-Mail eine Antwort bekomme.

Es läuft folgendermaßen ab: er selbst hat gar keine Adresse, man schickt das alles an seine Frau zu den beiden nach Hause. Die druckt ihm dann die E-Mail aus und legt sie zu den anderen eingegangenen und gedruckten Mails auf seinen Schreibtisch. Er überfliegt liest das dann gründlich durch. Anschließend nimmt er sich ein leeres Blatt Papier. Auf dieses schreibt er in Schönschrift kritzelt und krakelt er handschriftlich seine Antwort. (Man muss sich stets im klaren darüber sein, dass von bspw. drei Fragen nur eine beantwortet wird. Grundsätzlich.) Das Geschriebene steckt er nun in sein Faxgerät und faxt das ganze an das BWL-Geschäftszimmer in der Hamburger Uni. Die armen Frauen dort müssen das ganze dann entziffern und abtippen und von ihren E-Mail-Adressen elektronisch an mich schicken. Aber hey, immerhin tippen sie es nicht in Word ab, drucken es aus, stecken es in einen Umschlag und dann ab die Post zu mir nach Hause...

Als ich das gestern erfuhr, wartete ich gerade sehnsüchtig auf eine Antwort von ihm und rief seine Frau an, die mir dann das Procedere erklärte. Da ich nicht mehr warten wollte, bis die Geschäftszimmerdame die E-Mail abtippt, bin ich selbst hingegangen und habe mir das Fax aushändigen lassen. Immerhin: Eine Stufe der Ressourcenverschwendung übersprungen. Fassen wir also zusammen: Statt direkt von zu Hause auf meine E-Mail zu antworten, wird sie auf Papier gedruckt, auf einem Extrazettel beantwortet, verbraucht beim Faxen dann Tonerschwärze sowie ein weiteres Blatt Papier (ich höre den Regenwald schon weinen) und beansprucht darüberhinaus wertvolle Zeitressourcen eines ganzen Geschäftszimmers.

In diesem Sinne: Willkommen im 21. Jahrhundert.

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